Warum pünktliche Menschen glücklicher sind

Warum pünktliche Menschen glücklicher sind

“Time is everything; five minutes make the difference between victory and defeat”, gab der englische Offizier Lord Horatio Nelson bereits im 19. Jahrhundert zum Besten. Eigentlich müsste man davon ausgehen, dass die Zeiten damals wesentlich weniger hektisch waren als heute, doch Nelson koordinierte brachiale Schlachten gegen Napoleon und Konsorten und gehörte dementsprechend zu den pfiffigsten Zeitmanagern seiner Zeit. Doch was ist zwischen 1800 und 2018 passiert, das Terminabsprachen zu leeren Worthülsen gemacht hat und Menschen in notorischer Hektik herumwetzen lässt?

Gefühlt ist heutzutage jeder auf dem Sprung und hat noch einen ganzen Haufen Mails zu beantworten, Termine wahrzunehmen und dann auch noch zwischenmenschliche Verpflichtungen in die Tagesstruktur zu pressen. Wir übernehmen mehr Verpflichtungen als es noch vor einiger Zeit der Fall war und lassen uns gleichzeitig weniger Zeit, diese Verpflichtungen effektiv erledigen zu können. Kurzum: Wir sind busier denn je.

Eine Entwicklung, die jeder von uns tagtäglich zu spüren bekommt und sich in einem hohen Stresslevel manifestiert. Häufig resultieren aus diesem Stress gesundheitliche Probleme, schlechte Stimmungen und die unangenehme Notwendigkeit, sich zu entschuldigen, wenn man einen Termin nicht pünktlich wahrnehmen konnte oder gar absagen musste. Dabei lassen sich die gesundheitlichen sowie sozialen Vorteile von Pünktlichkeit recht einfach ableiten und auch in den Alltag integrieren. Dieser Artikel soll dich zum einen von der gesellschaftlichen Relevanz von Pünktlichkeit überzeugen und dir im gleichen Atemzug die Kompetenz verschaffen, es nicht bei schnöden Vorsätzen zu belassen.

 

Mehr als eine alte Tugend

Die Logik hinter der gelebten Pünktlichkeit ist so einleuchtend wie banal. Die bereits geschilderten negativen Konsequenzen von unpünktlichen Menschen sind im Umkehrschluss die Vorteile pünktlicher Menschen. Die erlebte Stressreduzierung stärkt das Immun- und Herzkreislaufsystem, beugt der Volkskrankheit Depression vor und steigert damit das allgemeine Wohlbefinden. Das wirkt sich wiederum auf zwischenmenschliche Beziehungen aus und hat damit einen Impact auf deinen Erfolg im Allgemeinen.

Die Tragweite von Pünktlichkeit hat auch William Makepeace Thayer erkannt, lange bevor überteuerte Ratgeber und selbsternannte Coaches existierten. In „Tact, Push, and Principle“ erörterte der Schriftsteller 1882 die Bedeutung dieser positiven Charaktereigenschaft und stellte fest, dass diese quasi sämtliche Lebensbereiche beeinflusst:

 

“Habit of being prompt once formed extends to everything – meeting friends, paying debts, going to church, reaching and leaving place of business, keeping promises, retiring at night and rising in the morning, going to the lecture and town-meeting, and, indeed, to every relation and act, however trivial it may seem to observers.”

 

Es lässt sich festhalten: Die Herrschaften aus der smartphone-freien Zeit waren uns, zumindest was das Zeitmanagement angeht, ein paar Schritte voraus. „Die hatten ja auch noch kein Internet …“ wirst du jetzt sagen – und tatsächlich spielt das World Wide Web eine katalysierende Rolle, wenn es um die Zeiteinteilung geht. Ob dir das jetzt als Entschuldigung reicht, ist natürlich eine Charakterfrage. Falls nicht, check diese Palette an Gründen für mehr Pünktlichkeit in deinem Leben.

 

Integrität ist keine Duftmarke

Integrität – puh, ein starkes Wort, das man zu 99 % in Eau de toilette-Werbespots hört. Doch was steckt nochmal dahinter? Im Prinzip nichts anderes, als dass du Ideale wie Disziplin, Demut und Respekt besitzt und diese auch aktiv vertrittst. Nehmen wir an, die resolute Bardame, beziehungsweise der resolute Bartyp, deines Lieblingsclubs hat endlich einer deiner unzähligen Anfragen zugestimmt und das große Kaffeetrinken steht bevor. Gerädert von der gestrigen Schicht muss er oder sie in zwei Stunden schon wieder hinter dem Tresen stehen. Du schreibst noch auf dem Weg, dass du zehn Minuten später kommst. Ungünstig. Falls dein Date noch da sein sollte, hilft da jetzt auch kein Eau de Toilette mehr, denn: Du hast gerade signalisiert, dass er oder sie deine Integrität in der Pfeife rauchen kann. Vor allem in solchen Situationen wird sich dein Gegenüber bewusst oder unterbewusst fragen, ob man sich auf dich verlassen kann. Wenn du dich also schon nicht für einen pünktlichen, ersten Auftritt interessierst, warum sollte dein Gegenüber glauben, dass du überhaupt tiefgreifendes Interesse hast?

Zu allem Unmut bringst du wartende Personen dann auch noch in eine unangenehme, gesellschaftliche Situation. Während die Person auf dein Erscheinen wartet, fühlt sie sich ohnehin schon unter Wert verkauft. Nun kommen auch noch die Blicke vom Nachbartisch dazu. Irgendwie komisch, wie das Mädchen da so alleine an dem Tisch sitzt. Jeder weiß, was da vor sich geht. Unbehagen ist die Folge. Gleiches gilt übrigens für Kinder, die nicht von der Karatestunde abgeholt wurden, während alle anderen Kids schon im Minivan sitzen.

 

Der Push für dein Selbstbewusstsein

Du siehst, mit einem pünktlichen Auftritt kannst du dir schlechte Ausreden und unkreative Entschuldigungsfloskeln ersparen. Das Wichtigste: Dein Umfeld wird dir vertrauen. Doch auch für deine eigene Person kann es förderlich sein, wenn du im Zeitplan bleibst. Bei jedem deiner Termine oder Verabredungen beweist du dir nämlich selbst, dass du dich auf deine eigenen Versprechen verlassen kannst. Diese Form der Selbstbeherrschung verschafft dir Kontrolle über dein Leben und rückt schlechte Angewohnheiten und Zwänge von der Bildfläche. 

Die beste Version deiner selbst

Dieses Mindset wird dir vor allem in Drucksituationen zu Gute kommen. Angenommen, dir steht eine wichtige Präsentation bei einem potentiellen Kunden bevor, doch der Verkehr macht deinem Zeitplan einen gehörigen Strich durch die Rechnung. Du willst die verlorene Zeit aufholen, überholst wie ein Irrer von rechts, nimmst auch noch die dunkelgelben Ampeln mit und lässt die Lichthupe in Strobofrequenz aufheulen. Beim Kunden angekommen macht dein Adrenalinhaushalt Purzelbäume und dein Stresslevel ist auf dem absoluten Höhepunkt. Eine denkbar schlechte Ausgangsituation, um sich gedanklich auf die Inhalte deiner Präsentation vorzubereiten. Insgeheim weißt du, dass du es besser könntest, aber der Zeitdruck nimmt dir die Fähigkeit, das Beste aus dir und deinem Vortrag herauszuholen. Wenn du nur ein paar Minuten mehr Zeit gehabt hättest, herunterzukommen und die Gedanken für deinen großen Auftritt zu sammeln, wäre sicherlich mehr drin gewesen.

Sei kein Dieb!

Nur weil man mal zu spät kommt, ist man doch noch kein Kleinkrimineller – oder? Ehrlich gesagt schon. Denn in dem Moment, in dem du andere auf deine Ankunft warten lässt, stielst du ihnen Zeit. Zeit, die dein Gegenüber hätte nutzen können, um Geld zu verdienen oder schlichtweg etwas anderes Spaßiges zu tun. Bei einer Terminabsprache gehen beide Parteien eine Übereinkunft ein, die vielleicht sogar mit Kompromissen oder einem Verzicht einhergeht. Selbst wenn es sich „nur“ um die ein oder andere Minute Tiefschlaf oder das Training im Fitnessstudio handelt: Du beraubst deinem Date eines wichtigen Guts. Eines das heutzutage immer rarer wird.

Pünktlichkeit signalisiert deiner Verabredung, dass du den Wert der Zeit richtig einordnest und auch die Zeit, die der- oder diejenige für dich einrichtet, zu schätzen weißt. Der Gassenhauer „Zeit ist Geld“ kommt nicht von ungefähr. Stell dir doch also einfach mal vor, die Zeit, die du jemanden warten lässt, wäre ein Zehn Euro-Schein. Würdest du den auch ohne Ankündigung aus dem Portemonnaie anderer Leute nehmen? Also!

Niemand mag den Kinonachzügler

Einen Aspekt, den man bei Verspätungen häufig gar nicht auf dem Schirm hat, ist das Verursachen von negativen Alltagssituationen. Wie häufig saßt du schon im Kino und musstest einem verspäteten Kinobesucher während der Vorstellung Platz machen, damit dieser zu seinem Sessel gelangt? Oder: Wie häufig kamen Kommilitonen zu spät in den Hörsaal und störten den Redefluss des Professors (Was niemanden stört, aber trotzdem)? In vielen Situationen ist es schlicht und ergreifend nervig, wenn Leute durch ihr Zuspätkommen Störungen verursachen. Vor allem bei Gelegenheiten, die deine Aufmerksamkeit erfordern oder in denen du gedanklich abschalten willst, resultiert aus der Verspätung häufig eine negative Erfahrung. Und diese wäre ohne weiteres vermeidbar gewesen.

 

Pünktlich, aber richtig!

„Butter bei die Fische!“ – wie lassen sich psychischer Stress, missglückte Dates und verpasste Jobaufträge umschiffen? Die Antwort liegt – Achtung Überraschung – in einer realistischen Tagesplanung.

Die Krux bei der Tagesplanung liegt häufig darin, dass wir bei der Budgetierung unserer Zeit von den Best Case-Szenarien der Vergangenheit ausgehen. Frühstück, Duschen und Anziehen hat man an einem gesegneten Tag mal unter 20 Minuten geschafft, also werden auch für den morgigen Tag höchstens 20 Minuten eingeplant. Das Mittagessen brachte der Kellner letzte Woche bereits nach 10 Minuten, also braucht man für die Mittagspause keine Viertelstunde. Mit anderen Worten: Wir kalkulieren das, was wir uns wünschen – und nicht, was realistisch wäre.

Leider läuft der Alltag in der Regel aber nicht optimal ab und ist von unverhofften Störungen und Verzögerungen geprägt, die schlussendlich den stressgenerierenden Zeitdruck verursachen. Daher gilt die Faustregel, bei jeder Aktivität 50% der erwarteten Zeit als Pufferzeit einzuplanen. Wenn wir dann feststellen, dass wir unter dem eingeplanten Zeitkontingent bleiben, führt das zunächst mal zu einem positiven Erlebnis und die überschüssige Kapazität kann für die Beantwortung von E-Mails, Telefongespräche oder andere sinnvolle Aktivitäten genutzt werden. Und an diesem Punkt kommt dir das oben noch kritisierte Internet beziehungsweise das mobile Endgerät wieder zu Gute!

 

7 Tipps gegen alltägliche Zeitfresser

Bevor du deine neuen Vorsätze nun in die Welt herausträgst, nimm dir doch jetzt auch noch kurz die Zeit folgende Hinweise in die Tagesplanung einzubauen:

  • Plane dein Outfit am Abend: Wie oft standest du morgens unzufrieden vor dem Spiegel, oder hast hektisch deinen Kleiderschrank durchwühlt? Diesen Zeitfresser kannst du getrost in die ewigen Jagdgründe schicken, wenn du dein Outfit am Abend zuvor rauslegst und morgens nur noch reinschlüpfst.
  • Leg dir zwei Kalender zu: Einen analogen und einen digitalen. Im ersten schreibst du sämtliche Termine und Tätigkeiten auf, die du erledigen musst. In den zweiten überführst du diese Termine und nutzt die Benachrichtigungs- und Wegzeit-Optionen.
  • Limitier dein Smartphone : Dass Facebook, Instagram, E-Mails und andere Übeltäter täglich sehr viel Zeit einnehmen, ist mittlerweile sogar wissenschaftlich erwiesen. Da wir diese Zeitfresser aber immer nur kurz und über den Tag verteilt nutzen, fällt uns gar nicht auf, wieviel Zeit dafür im Endeffekt draufgeht. Mit einem festen Zeitfenster stellst du sicher, dass du diese Aktivitäten geballt und zu einem festen Zeitpunkt wahrnimmst, anstatt über den Tag verteilt schluderig am Handy zu hängen. Außerdem weißt du dann, wieviel Zeit du dort wirklich verplemperst.
  • Geh vom Worst Case aus: Schenkt man Murphys Gesetz Glauben, wird das, was schief gehen kann, auch tatsächlich schief gehen. Oben wurden die 50% Zeitpuffer angeschnitten: Diese spielen dir in die Karten, wenn du dein Hemd um einen Kaffeefleck bereichert hast oder an der Kreuzung falsch abgebogen bist.
  • Plane fixe Termine für Rechnungen ein: Jeden Monat musst du einer Menge Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. Mit einem fixen Termin fürs Überweisen behältst du den Überblick über alle zu zahlenden Rechnungen und stellst sicher, dass alle auf einmal beglichen werden. Im Idealfall fällt dieser Termin auf ein Datum, an dem du schon deine Einkünfte auf dem Konto hast. Wiederkehrende Zahlungen natürlich auch gern über Daueraufträge.
  • Delegiere Tätigkeiten: Hiermit sind nicht zwangsläufig arbeitsbezogene Tätigkeiten gemeint, sondern eher die, die in deinen Freizeitbereich fallen. Die Tischreservierung für den Kneipenabend mit der Clique muss nicht immer an dir hängen bleiben.
  • Probiers mal mit Nein: Zusatzaufgaben, die nicht eingeplant waren, können schnell den Tagesablauf sprengen. Das kleine Wörtchen „Nein“ hat da manchmal eine unverhofft-befreiende Wirkung. Check deshalb auf jeden Fall die Opportunitätskosten, bevor du jemandem deine Unterstützung zusagst und frage dich, welche Kompromisse du eingehen müsstest.

 

Bleib dran!

Die Bedeutung von Zeit wird für jeden von uns stetig wachsen – weil die Zeit, in der wir leben, immer schnelllebiger wird. Umso essentieller ist daher ein gesunder Umgang mit der Zeit, die dir zur Verfügung steht. Denn, und das solltest du dir auch jeden Tag vor Augen führen, deine Zeit ist limitiert. Auch wenn dein Umfeld anderer Meinung seien sollte oder schlampiger mit seinen Verpflichtungen umgeht: Bleib deinen Prinzipien treu und beobachte die positiven Entwicklungen, die damit einhergehen. Du wirst es dir danken!  Sollte es an einer fehlenden Uhr liegen, dann wirst du sicherlich im Smukkett-Shop nach einer passenden Uhr fündig, die deinen Vorstellungen entspricht.